Überraschungsparty für Tante Elfriede

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Überraschungsparty für Tante Elfriede

Tante Elfriede und ihr Team: Elfriede Hotze (Mitte) zusammen mit ehemaligen Turnschülerinnen im Haus Bollweg. © Schmidt

Elfriede Hotze ist seit 50 Jahren Trainerin beim TV Heiligenloh. Mit ihr hielt in den 1970er-Jahren das Leistungsturnen in den Verein Einzug. Erinnerungen an eine Zeit, die von vielen Erfolgen gekrönt war.

Heiligenloh – „Da sind sie! Da sind sie! Psssssst!“ Auf einmal wird es still in der Kneipe im Haus Bollweg. Die knapp 20 Frauen stehen auf ihren Positionen, das Licht ist aus, an der Decke schweben Heliumballons. Dann öffnet sich langsam die Tür. Elfriede Hotze betritt in Begleitung ihres Mannes den Raum. Ungläubig schlägt sie die Hände vor den Mund. „Ich glaub’, ich spinne. Das kann nicht wahr sein!“

Was dann folgt, sind viele herzliche Umarmungen und Worte. „Was seid ihr für ein tolles Team. Das hätte ich nicht für möglich gehalten“, sagt Elfriede Hotze, sichtlich gerührt. Seit 50 Jahren ist sie Trainerin im TV Heiligenloh – und die ganzen Frauen, die deswegen eine kleine Überraschungsparty für sie schmeißen, sind ehemalige Turnschülerinnen von ihr.

Mit Elfriede Hotze begann das Leistungsturnen im TV Heiligenloh

So wie Anja zum Hingst. „Mit Elfriede als Trainerin ist das Leistungsturnen in den Verein eingezogen. Das verbindet uns“, erzählt die Turnerin der ersten Stunde. „Wir haben auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene geturnt.“ – „Wir waren eigentlich ständig unter den ersten drei“, ergänzt Ute Abeling, die ebenfalls Turnerin war, nach kurzer Zeit aber ins Trainerlager wechselte. „Mit Diepholz und Barnstorf haben wir uns um die Spitze gekabbelt.“

Elfriede Hotze war für die Turnerinnen immer „Tante Elfriede“. Passend dazu hat die Truppe sich für die Überraschung im Haus Bollweg T-Shirts anfertigen lassen. Mit der Aufschrift: „Team Tante Elfriede.“

Seit 50 Jahren engagiert sich Elfriede Hotze zwar als Trainerin im TV Heiligenloh, dem Verein verbunden ist sie aber noch länger. „Bei Humpe auf dem Saal hat man früher Prellball gespielt“, erinnert sie sich.

Zu ihrer Rolle als Trainerin kam sie, weil Otto Bach vom Verein sie fragte, ob sie da nicht Lust zu hätte. „Anfangs sind wir immer mit dem Turn-Bus über die Dörfer nach Drentwede gefahren“, schildert Elfriede Hotze, die die Turnstunden in jenen Tagen gemeinsam mit Irmtraud Abeling betreute. „Da liefen zuerst 20 bis 30 Kinder.“ Schnell seien es mehr geworden – „und da waren solche Turntalente dabei …“

Diese Talente wurden gefragt, ob sie nicht noch intensiver trainieren wollen. „Und dann mussten die nachsitzen“, erzählt Elfriede Hotze schmunzelnd, wohlwissend, mit wie viel Eifer und Freude die Mädchen bei der Sache waren. Plötzlich standen die Kinder Kopf. Wortwörtlich, Handstand will geübt sein.

„Als wir dann unsere eigene Turnhalle in Heiligenloh hatten, haben wir richtig losgelegt“, sagt Elfriede Hotze. Das war 1975.

Im selben Jahr holte sich die Heiligenloher Kunstturnriege den ersten Sieg bei der Kreismeisterschaft der Turnerinnen in Syke. „Der TV Heiligenloh war mega gut“, blickt Anja zum Hingst zurück. „Wir standen praktisch jede Woche in der Kreiszeitung.“

„Heiligenloher Turnköniginnen haben neue Maßstäbe gesetzt“ lautete zum Beispiel die Überschrift eines Artikels. In dem Bericht hieß es: „Sie sind einfach eine Wucht (…) Super, spitze, noch nie da gewesen.“

Bodenturnen, Schwebebalken, Barren und Sprung: Die Kunstturnerinnen trainierten dreimal pro Woche, hinzu kamen die Wettkämpfe. Außerdem sind sie auf Veranstaltungen aufgetreten, zum Beispiel auf Sportfesten oder der Twistringer Gewerbeschau. Gemeinsam erlebten sie Tagesaktionen und Ferienfreizeiten, sei es im Weserbergland oder im Bundesleistungszentrum in Hannover. Dorthin sind die besonders begabten Turnerinnen des Öfteren zu besonderen Trainingseinheiten des Landeskaders eingeladen worden.

„Was hatten wir für eine schöne Zeit“, stellt Elfriede Hotze fest. Das Wiedersehen im Haus Bollweg hatte was von einem Klassentreffen, einige hatten sich jahrelang nicht gesehen. Nach so langer Zeit gab es viel zu erzählen.

Ohne Elfriede Hotze wäre der Verein heute nicht das, was er ist, ist sich Ute Abeling sicher. Der TV Heiligenloh habe mehr als 800 Mitglieder – „das sind mehr, als wir Einwohner in Heiligenloh haben.“

Geturnt wird im TV Heiligenloh immer noch, wenn auch seit vielen Jahren nicht mehr auf Leistungsebene. Und Tante Elfriede? Die ist heute als Übungsleiterin im Bereich des Gesundheitssports aktiv.

Bericht: Katharina Schmidt, Kreiszeitung 22.11.2022

Groß war die Freude über den ersten Sieg bei der Kreismeisterschaft der Turnerinnen in Syke 1975. Archi © TVH
Die Mädchen der Kunstturnriege im Jahr 1990. © Privat